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Angaben zum Begriff

Bauwerk > Gebäude > Turm > Bergfried
Gebäudeteil > Turm > Bergfried

Bevorzugte Bezeichnung

Bergfried  

Typ

  • owl:NamedIndividual

Definition

  • Bergfried, Berchfrit (ma. bercvrit; 1836 von H. Leo eingeführt): hoher, mächtiger, rechteckiger, runder oder polygonaler Turm der ma. Burg; dient der Repräsentation, als Ausguck und letzte Zuflucht für die Burgbewohner; er diente nicht, wie der Donjon, zum dauernden Wohnen, auch wenn er in den oberen Geschossen häufig mit Kamin und Abtritt ausgestattet war; bei eingezogenem, oberem Aufbau Butterfass, bei Rundturm auch Sinwellturm genannt. Hochgelegener Einstieg, über abwerfbare Holzleiter oder Holzsteg zugängl., im Untergeschoss das durch das Angstloch zugängl. Verließ, von der oberen, von Zinnen gesicherten Plattform zu verteidigen; im späten MA mit auskragenden Ecktürmen bereichert. [Koepf / Binding 2016] (de)
  • Hauptturm einer Burganlage, der jedoch in Abgrenzung zum Wohnturm nicht für eine dauerhafte Bewohnung eingerichtet war. Der Begriff »B.« wurde in der deutschsprachigen Burgenforschung im Laufe der 2. Hälfte des 19. Jh.s in Anlehnung an einen mittelalterlichen Begriff (ahd. bergfrit, mhd. bervride ›Angriffs- und Verteidigungsturm‹) eingeführt. Während der Wohnturm Wohn- und Wehrzwecke vereinte, handelte es sich beim B. um eine eigenständige Wehreinrichtung, der Wohnbereich lag separat in einem anderen Gebäude ( Palas). Im Unterschied zum älteren Wohnturm treten B.e erstmals um oder bald nach der Mitte des 12. Jh.s auf (Drachenfels NW vor 1149, Manderscheid RP 1166). Bei einigen salierzeitlichen Türmen, die nur in den Grundmauern erhalten sind, könnten die Maße ebenfalls für eine Rekonstruktion als B. sprechen, ohne dies jedoch sicher genug belegen zu können. Vom späten 12. Jh. bis in die 1. Hälfte des 14. Jh.s prägt der B. die Burgenlandschaft Mitteleuropas, wohingegen er in Frankreich (Donjon) und England selten auftritt. Die Lage des B.s innerhalb der Burganlage variiert. Es gab frei im Zentrum der Burg stehende B.e (Marksburg RP). Häufig war der B. aber auch dezentral positioniert, bei Spornanlagen (Sporn) häufig zur Angriffsseite hin verschoben, so dass seine Mauermasse als Schutz für die hinter ihm liegenden Gebäude diente (Gutenfels RP). Häufig deckte er zudem den Burgweg und das Tor. Oft war der B. auch mit der Ring- oder Schildmauer kombiniert. Er konnte dabei frei dahinter stehen (Ortenberg/Elsass F) oder sogar in diese eingebunden sein (Freienfels HE). Meist war der Grundriss der B.e gedrungen rechteckig oder quadratisch; die Seitenlänge viereckiger B.e reichte üblicherweise von 6 m bis 12 m, jedoch gab es auch kleinere oder breitere Beispiele. Eine klassische Seitenlänge lag bei etwa 10 m. Am zweithäufigsten waren runde B.e mit einem Durchmesser von in der Regel 7–13 m, wobei auch hierbei Abweichungen möglich waren. Aber auch andere Grundrissformen (drei-, fünf-, sechs-, sieben- oder achteckig, unregelmäßig-polygonal oder tropfenförmig) sind zu finden. Auch die Höhe der B.e weist eine erhebliche Spanne auf. Gelegentlich verjüngten sie sich nach oben, was sie optisch erhöhte (Thurandt RP, Gutenfels RP). Ein wesentlicher Faktor im Unterschied zum Wohnturm war die beträchtliche Mauerstärke, die von gelegentlich 1 m bis zu vereinzelt über 4 m reichte, üblich waren 2–3 m. Dementsprechend klein war die Nutzfläche im Innern. Auch das Mauerwerk konnte unterschiedlich ausfallen, häufig wurden große Quader, insbesondere Buckelquader, verwendet, um der Mauer bewusst eine archaische, machtvolle Gestalt zu verleihen. Der Zugang war meist nur über einen Hocheingang möglich (in 3–8 m Höhe, selten über 10 m). Durch Entfernen der Leiter oder hölzernen Treppenanlage war der Hocheingang von außen nicht mehr erreichbar. Der ungeschützte Turmsockel (Untergeschoss) musste aus Sicherheitsgründen ebenfalls in einer von unten unerreichbaren Höhe aufgeführt sein und wies als zusätzlichen Schutz häufig eine Überwölbung auf, die nur durch einen schmalen Zugang (»Angstloch, Hungerloch«) überwunden werden konnte, so dass eingedrungene Feinde nicht emporsteigen konnten. Dieses Sockelgeschoss ist also in erster Linie eine Sicherheitszone, wurde aber auch als Lagerraum genutzt und konnte zur Aufbewahrung von Gefangenen dienen, wobei die Funktion als Verlies erst in nachmittelalterlicher Umnutzung gebräuchlicher geworden ist und sicherlich überschätzt wird. Über dem Untergeschoss lagen mehrere Obergeschosse, die meist nur durch kleine schmale Schlitze beleuchtet wurden. Nicht typisch, aber auch nicht ungewöhnlich waren einfache Wohnausstattungen innen wie gelegentlich Kamine, Abortanlagen oder auch Schüttsteine. Die Verbindung im Innern erfolgte in der Regel durch hölzerne Treppen, seltener durch Treppen innerhalb der Mauerstärke. Zwischendecken waren für gewöhnlich als Holzbalkendecken ausgeführt. Häufig überwölbt war hingegen das oberste Turmgeschoss, auf dem sich die Wehrplattform befand. Diese konnte mit einer Brustwehr mit Zinnen und gelegentlich mit Wehrerkern oder an den Ecken mit kleinen Türmchen versehen sein. Um aus dieser Höhe den Turmfuß verteidigen zu können, wäre eine auskragende umlaufende hölzerne Wehrgalerie (Hurde) notwendig gewesen, was es gelegentlich, aber nicht allzu häufig gab (Linn NW). Durchaus problematisch und kontrovers diskutiert ist die Frage nach der Funktion. Zweifellos hatte der B. eine Schutzfunktion, die vor allem in seiner optischen Betonung (Höhe, Zinnen, Hocheingang, dickes Mauerwerk) zum Ausdruck kommt. Die generelle Ansprache als »letzte Zufluchtsstätte« entspringt aber einer verklärenden Sichtweise des 19. Jh.s. Denn eine effiziente, aktive Verteidigung durch die im B. zurückgezogenen Personen war nur schwer möglich. Man hatte sich eher selbst gefangen gesetzt und konnte ohne Entsatz von außen nicht entkommen. Deshalb kam dem B. sicherlich im hohen Maße die Funktion als Status- und Machtsymbol zu. Nicht zuletzt war er zudem ein weithin sichtbarer Hinweis auf die Gerichtsbarkeit, die in der Regel an die Burg gebunden war. Für die Interpretation als Statussymbol spricht auch, dass in einigen Fällen mehrere B.e innerhalb einer Burg errichtet wurden. So weisen manche Burgen zwei B.e auf (Münzenberg HE, Thurandt RP, Stahlberg RP), in seltenen Fällen – besonders bei Ganerbenburgen – können noch mehr B.e auftreten (Schönburg RP). Gelegentlich traten B.e als Doppeltürme mit Schildmauerfunktion auf (Ehrenburg RP, Greifenstein HE). Nach Einführung der Feuerwaffen verlor der hoch aufragende B. schnell seinen militärischen Wert, hielt sich aber als Herrscherzeichen bis in den Schlossbau (»reduzierter B.«). Weitere Funktionen: Auslug; Verwahrungsort für Wertsachen (Burghausen BY). R. F. [Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen] (de)
  • Hauptturm einer Burg. Auch Belfried, in den Niederlanden und Belgien besonders für städtischen Repräsentationsturm. [Koch 2009] (de)

Oberbegriff

Anwendungshinweise

  • Der Bergfried (auch "Berchfrit") ist der unbewohnte Hauptturm einer mitteleuropäischen Burg und entwickelte sich aus dem Wohnturm (in Westeuropa auch Donjon genannt). Der Bautyp entstand im Laufe des 12. Jahrhunderts und wird seit dem späten 12. Jahrhundert bis in das 14. Jahrhundert hinein auf zahlreichen Burgen errichtet. (de)

In anderen Sprachen

  • bergfried

    Tschechisch

URI

https://hist-arch-vocab.org/bvha#c_01638f9f

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RDF/XML TURTLE JSON-LD Erstellt 21.01.20, Geändert am 27.01.21