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Angaben zum Begriff

Bevorzugte Bezeichnung

Abguss  

Typ

  • owl:NamedIndividual

Definition

  • Zur Herstellung von Abgüssen nach der Natur und nach Werken der Bildhauerkunst ist bereits in der Frührenaissance Gips verwendet worden. Aber erst gegen E. 17. Jh. ist das Abformen plastischer Werke mit Gips in größerem Umfang in Übung gekommen. Für die Gewinnung eines Abgusses muß zunächst eine Form (Negativ-Abguss) angefertigt werden. Soll nur ein Abguss hergestellt werden, so bedient man sich der „verlorenen“ Form, so genannt, weil sie zur Freilegung des Abgusses zerschlagen werden muss. Sie besteht ebenfalls ganz aus Gips, dessen innere Schicht durch eine färbende Substanz (meist Bolus) getönt und isoliert ist. Form und Abguss werden durch Einsetzen von Eisenstangen und Drähten versteift. Die Technik der verlorenen Form wird hauptsächlich von Künstlern angewandt, um die in weichem Ton, Plastilin oder Wachs ausgeführten Arbeiten in festeres Material zu übertragen. Für die Vervielfältigung plastischer Werke kommen außerdem Gelatine- und Leimformen, auch Stück-bzw. Kernformen in Frage; letztere werden auch Keilformen genannt. Bei der Leimform besteht die innere Schicht aus Gelatine oder Leim (Tischlerleim oder sog. Kölner Leim). Die Leimschicht wird mit Gips umkleidet, um ihr Halt zu geben. Bei Rundplastiken wird die Form in mehrere Formenteile (Schalen) zerlegt, deren Schnittflächen genau aufeinander passen müssen, da sie für den Abguss wieder zusammengefügt werden und den Gipsbrei nicht durchlassen dürfen. Leimformen gestatten eine größere Anzahl von Abgüssen; aber ihre Verwendbarkeit ist begrenzt. Dauerhafter ist die Stück- oder Keilform für Vervielfältigungszwecke. Ihre Herstellung ist sehr mühevoll. Auf alle „unter sich gehende“, d. h. vorspringende Höhen des Originals wird sehr dick angemachter Gipsbrei in rechtwinkligen Stücken von verschiedener Größe und ca. 3 cm Stärke aufgetragen. Nach dem Erhärten werden die Kernstücke abgehoben und konisch zugeschnitten. Ist das ganze Modell mit solchen Kernstücken eingeformt, so wird der Mantel darübergegossen. Auch bei diesem Verfahren besteht der Mantel aus verschiedenen Teilen. Um bei der Herstellung des Abgusses ein Zusammenwachsen der Formwand und des Abgusses zu verhindern, werden die Keilstücke gefirnisst oder in geschmolzenem Stearin getränkt. Selbst bei gut aufeinander passenden Formteilen ist es nicht zu vermeiden, dass Spuren der Zusammensetzung, sog. Gussnähte (Formfugen, Formnähte), zurückbleiben. Diese wurden früher stehen gelassen, um den Abguss als solchen kenntlich zu machen. Auch von lebenden Modellen (Körperteilen, Tieren und Pflanzen) können Gips-Abgüsse hergestellt werden (Totenmasken). Da Gips-Abgüsse sehr zerbrechlich sind, werden sie vielfach gehärtet. Für das Härten gibt es verschiedene Verfahren (Alaunisieren, Verkieseln usw.), die in den einschlägigen Handbüchern beschrieben werden. Auch für die verschiedenen Verfahren zum Färben, Bemalen, Vergolden und Reinigen schmutzig gewordener Gips-Abguss muss auf die einschlägigen Lehrbücher verwiesen werden. [RDK Labor] (de)

Oberbegriff

URI

https://hist-arch-vocab.org/bvha#c_2a29c0b8

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RDF/XML TURTLE JSON-LD Erstellt 19.12.20, Geändert am 30.01.21