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Angaben zum Begriff

Anlage > Wehrbau > Burg > Pfalz

Bevorzugte Bezeichnung

Pfalz  

Typ

  • owl:NamedIndividual

Definition

  • Königl. oder bischöfl. Verwaltungssitz, zumeist befestigt. Die P. hat im frühen und hohen MA mehrere Aufgaben: Sie besorgt als Wirtschaftshof die Hofhaltung des in seinem weiten Reich herumziehenden, nicht in einer festen Residenz herrschenden fränk. Königs, ist Mittelpunkt der Verwaltung für den umliegenden Reichsbesitz und dient als Stätte der Jurisdiktion; hier werden auf Synoden und Reichsversammlungen Gesetze erlassen und Privilegien ausgesprochen. Nicht zuletzt ist die P. eine symbol. und baukünstler. Darstellung der dt. Königsmacht. Seit otton. Zeit wird diese Bauform zugleich mit einem Teil der P.-Funktionen auch von Bischöfen übernommen. Mit den von Karl dem Großen errichteten P.en beginnt der künstler. Ausbau. Seit der Mitte des 13. Jhs. bilden sich für den König feste Residenzen aus. Die P.en werden veräußert, meist an die Bürger der benachbarten Städte. Nur die Bischofsp.en bleiben in ihrer Funktion bestehen, werden aber den gewandelten Wohnansprüchen angepasst. Für das Bauprogramm der P. gibt es keine Grundregeln; je nach Ort, Zeit und Bauherr werden sehr unterschiedl. Anlagen geschaffen. Sie besteht gewöhnl. aus einem mehrschiffigen, ein- bis dreigeschossigen Saalbau (aula regia), einem oder mehreren Wohnbauten, einer Toranlage, zuweilen auch einem Bergfried und Wirtschaftsgebäuden, die auch getrennt liegen können (curtis). Zu jeder P. gehört eine Kapelle, zumeist freistehend im Hof, seltener an den Palas angebaut oder über der Torhalle eingerichtet; in der Nachfolge der Aachener P.kapelle erscheint sie als oktogonaler Zentralbau oder als Saalkirche, aber auch als Doppelkapelle, die noch zusätzl. mit Westempore im Obergeschoss ausgestattet sein kann. Die Gesamtanlage ist von Mauern und Gräben geschützt. Die P. gleicht weitgehend den größeren Burgen von Grafen oder Ministerialen, bes. in stauf. Zeit, anfangs in Streulage oder in achsialer Anordnung, dann als Randhausburg. Eine gesonderte Gruppe bilden nach 1233 die königl. P.en und Burgen Friedrichs II. in Süditalien, die eine Synthese von röm. Kastelltyp und zisterziens. Wölbungstechnik darstellen und Sonderformen entwickeln. [Koepf/Binding 2016] (de)
  • Pfalz f (lat. palatium, ahd. phalanza ›Palast, Hof‹). Im Mittelalter wurde das Reich nicht von einem festen Regierungssitz aus regiert, sondern der König zog ständig umher. Meist verbrachte er nur einige Zeit an einem Ort. Während man in der Merowingerzeit noch besonders ausgestattete Gutshöfe nutzte, wurden von Karl dem Großen P.en systematisch angelegt, in denen der Herrscher mit seinem Hofstaat verweilte. In diesen P.n wurden vornehmlich die Regierungsgeschäfte ausgeübt und die Hoftage abgehalten. Sie hatten somit verschiedene Funktionen zu erfüllen: Sie sollten die wirtschaftlichen Voraussetzungen gewährleisten, da der gesamte Hofstaat untergebracht und verpflegt werden musste. Des Weiteren mussten sie dem Repräsentationsbedürfnis gerecht werden, und schließlich sollten sie gelegentlich auch Schutz gewähren können (gilt nicht für alle P.en). Auch gehörte eine Kirche zum üblichen Bauprogramm. Zahlreiche Urkunden, die bei diesen Aufenthalten ausgestellt wurden, geben Aufschluss darüber, wie häufig eine Pfalz aufgesucht wurde.Karl d. Große gründete u. a. die P.en in Frankfurt a. M. HE, Paderborn NW, Ingelheim RP, Nimwegen NL, Worms RP und seine bevorzugte P. in Aachen NW. Mit zum Teil an antiken Vorbildern orientierten Anlagen sollte die Erneuerung des Römischen Reiches augenfällig werden. Dabei werden Ingelheim und Nimwegen von seinem Hofschreiber Einhard als bedeutendste seiner Neugründungen bezeichnet. Auch von seinen Nachfolgern wurde in ottonischer (10. Jh.), salischer (11. Jh.) und staufischer Zeit diese Form der Regierungsausübung beibehalten. Sie gründeten zudem einige weitere P.en, so u. a. in Quedlinburg SA, Magdeburg SA, Werla NI, Goslar NI, Tilleda SA, Trebur HE. Gelegentlich wurden auch karolingerzeitliche P.en aus- bzw. umgebaut (Paderborn NW). Während der Regierungszeit des Stauferkaisers Friedrich I. Barbarossa ab 1152 erlebte das P.en-Wesen nochmals eine Renaissance. Unter ihm wurden einige, mittlerweile verwahrloste karolingische P.en wiederhergestellt bzw. umgebaut (z. B. Ingelheim, Frankfurt a. M., Nimwegen, Goslar), aber auch zahlreiche neue P.en gegründet (Bad Wimpfen BW, Hagenau F, Kaiserslautern RP, Eger CZ, Kaiserswerth NW, Gelnhausen HE). Mit dem Tod Friedrich Barbarossas endete gegen Ende des 12. Jhs. auch die große Zeit des P.en-Baus. Mittlerweile boten zahlreiche neue Städte die nötige Infrastruktur. Unter seinen Nachfolgern wurden nur noch wenige P.en errichtet bzw. umgebaut. Sein Sohn Heinrich VI. lässt Goslar NI und Landskron RP umbauen, und spätestens unter seinem Enkel Friedrich II. wurde noch Seligenstadt HE errichtet. R. F. [Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen] (de)
  • Pfalz (lat. palatium), Residenz von Kaisern, Königen und Bischöfen im Mittelalter. [Koch 2009] (de)

Oberbegriff

Synonyme

  • Aula (Pfalz) (de)

In anderen Sprachen

  • Englisch

  • palais imperiál

    Französisch

  • residenza imperale

    Italienisch

  • palacio imperial

    Spanisch

  • falc

    Tschechisch

  • hradní palác

URI

https://hist-arch-vocab.org/bvha#c_36e1f8d7

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RDF/XML TURTLE JSON-LD Erstellt 15.06.20, Geändert am 27.01.21