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Angaben zum Begriff

Bevorzugte Bezeichnung

Reliquie  

Typ

  • owl:NamedIndividual

Definition

  • Reliquie f; auch Heiligtum n; Heiltum n; gr. leipsano; konis; lat. reliquia \'\'Überbleibsel\'; fervillum sanctum; beneficium sanctorum; sanctuarium; russ. mochtchi: im eigentlichen Sinne der religiös verehrte leibliche Überrest eines kanonisierten Heiligen oder Seligen, auch eines Märtyrers, im weiteren Sinne materielle Gegenstände, die an dessen Leben erinnern (Kleidung, Gebrauchsgegenstände, Marterwerkzeuge etc.). Reliquien können eingeteilt werden nach ihrer Herkunft (--> Herrenreliquien; --> Marienreliquien; --> Heiligenreliquien etc.) und nach ihrer Beschaffenheit (--> primäre Reliquien; sekundäre Reliquien; --> Kontaktreliquien). Nach ihrer durch die Ritenkommission festgelegten Bedeutung unterscheidet man: Reliquiae insigries: Reliquien von "hervorragender Bedeutung" (--> Herrenreliquien; Marienreliquien, außerdem unversehrte Körperreliquien von Heiligen) und Reliquiae non insignes: Reliquien von "nicht hervorragender Bedeutung". Zu dieser Kategorie gehören die Reliquiae notabiles (leibliche Überreste von bescheidenerer Größe, die aber noch als "bemerkenswerte Reliquien" eingestuft worden sind) und die Reliquiae exiguae (leibliche Überreste von bescheidenem Ausmaß, die als "kleine Reliquien" bezeichnet wurden, z . B. ein Finger oder ein Zahn). Bei der Bestattung eines Märtyrers wurden in der altchristlichen Kirche alle irdischen Überreste zusammengeholt. Auf einer Richtstätte sammelte man alle Glieder des Toten, auch das Blut wurde mit Tüchern aufgenommen und die blutgetränkte Erde dem Grab beigegeben. Alle Gegenstände, die mit dem Grab in Berührung gekommen waren, galten für heilig und wunderkräftig und wurden damit zu Reliquien. In den östlichen Kirchen werden nur Objekte als Reliquien anerkannt, die mit dem Märtyrer zu seinen Lebzeiten bzw. während seines Martyriums in Kontakt gekommen waren. Der Begriff Corpus wird in den Quellen unterschiedlich definiert. In frühchristIicher Zeit verstand man darunter den ganzen Leib des Toten, z . B. eines Katakombenheiligen. Als später Teile des Leichnams dem Grab entnommen und an anderen Orten bestattet wurden (--> Erhebung; --> Reliquientranslation), bezeichnete und verehrte man auch diese einzelnen Teile als Corpus. Seither vertritt auch die kleinste primäre Reliquie den ganzen Corpus. Es können also z. B. mehrere Kopf- oder Armreliquiare von derselben Person existieren und verehrt werden, weil die Reliquiare nur ein Partikel des betreffenden Körperteiles enthalten. In jüngster Zeit wurden viele Reliquien erneut einer kritischen Prüfung durch den Heiligen Stuhl in Rom unterzogen und einige wurden danach von der Liste der anerkannten Reliquien gestrichen, so z. B. im Jahre 1988 das Turiner Grabtuch. Anzahl und Art der Reliquien in einer Kirche variieren. Man war allerdings der Meinung, dass einer Kirche ein umso größerer Segen beschert sei, je umfangreicher ihr Reliquienschatz war. In einem Altar zu Schaffhausen/ Schweiz lagen z. B. 30 verschiedene Reliquien und der Dom zu Halle besaß im Jahre 1520 insgesamt 42 ganze Leiber und 8133 Partikel. Die erste datierte Summierung von Reliquien erfolgte 359 zu Tixter in Nordafrika. [Glossarium Artis] (de)

Oberbegriff

Synonyme

  • Heiligtum (de)
  • Heiltum (de)

In anderen Sprachen

  • Englisch

  • relique

    Französisch

  • leipsanon

    Griechisch

  • konis
  • reliquia

    Latein

  • beneficium sanctorum
  • fervillum sanctum
  • sanctuarium

URI

https://hist-arch-vocab.org/bvha#c_45fded98

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RDF/XML TURTLE JSON-LD Erstellt 07.08.20, Geändert am 27.01.21