zum Hauptteil springen

Suche im Vokabular

Sprache der Inhalte

Angaben zum Begriff

Bauwerk > Gebäude > Wohnbau > Stadthaus > Bürgerhaus

Bevorzugte Bezeichnung

Bürgerhaus  

Typ

  • owl:NamedIndividual

Definition

  • Bürgerhaus, Werkstatt-, Wohn- und Geschäftshaus eines Bürgers, in der Regel vom Eigentümer bewohnt; erst bei der Ausdehnung der Städte, bedingt durch die Industrielle Revolution im 19. Jh., setzt sich das bürgerl. Mietshaus durch. Das B. ist im MA zumeist vom Kirchenbau sowie vom Pfalzen- und Burgenbau abhängig und diesem künstler. untergeordnet. In der Renaissance und im Barock nimmt das B. eine dem Sakralbau ebenbürtige, ja teilweise überlegene Stellung ein. Das B. ist nicht typolog„ sondern nur soziolog. zu bestimmen; die Haustypen und Bauformen sind vom Bauprogramm, der sozialen Stellung des Bauherrn und regionalen Eigenheiten beeinflusst, das betrifft auch das Baumaterial Stein, Backstein, Fachwerk oder Blockbau. Das B. hat sich m 12. Jh. aus dem Bauernhaus und aus dem feudalen Wohn- und Repräsentationsbau (Wohnturm, Burg, Pfalz) entwickelt. Es dient dem Bewohner im Erdgeschoss als Werkstatt, Laden oder Kontor, im Obergeschoss als Wohnbereich und im Dach als Lagerraum; Hintergebäude, die auch winklig bzw. mit einer Galerie um einen Hof angeordnet sein können (Süddeutschland, Auvergne, Bretagne), vergrößern notwendige Flächen. Seit dem späten MA wohnen in den Neben- und Hintergebäuden außer den Familienangehörigen des Besitzers auch sog. Inwohner oder Mieter. Außerdem gibt es seit dem 13. Jh. Seelhäuser als Vorgänger des neuzeitl. Miethauses (Köln, Nürnberg, Gent). Das Ackerb. stellt eine Kombination zwischen dem jeweiligen landesüblichen Bauernhaus und dem städt. B. dar und dient dem landwirtschaftl. Nebenerwerb, ebenso das B. des Winzers mit den erfordert. Nebenräumen und Kellern. übermächtiges Vorkragen der Obergeschosse (Überhang), aufwendige Gestaltung der Erker und den Verkehr behinderndes Vorstehen von Beischlag und Kellerhalsüberbau wurden durch Bauordnungen ebenso eingedämmt wie die Brandgefahr durch Ausbau in Stein und Ersetzen der Schindel-, Stroh- und Rieddeckung durch Ziegel- und Schieferdeckung. Immer ist ein Bemühen um Repräsentation zu beobachten. So wird das urspr. traufenständige Haus bei den schmalen, tiefen Bauparzellen nicht nur wegen der einfacheren Balkenüberdeckung durch das giebelständige Haus ersetzt, sondern auch wegen der Möglichkeit, den Giebel als hohen Blendgiebel reich gestalten zu können. Im 12. Jh. verschmelzen die überkommenen feudalen Bautypen wie das Turmhaus (arx) auf längsrechteckigem Grundriss und abschließendem Zinnenkranz und der drei Geschosse hohe Wohnturm (turris) auf annähernd quadrat. Grundriss mit dem Immunitätsbau (Kanonikerhäuser, Bischofspfalzen), bei dem der längsrechteckige Baukörper durch eine Längsmauer in zwei unterschiedl. breite Hausteile gegliedert wird (Rheinland, England); hinzu kommen Arkadenreihen, die vom Pfalzen- und Burgenbau übernommen, aber in Reihung und Wandbezug geändert werden, und im 13. Jh. Stockgesimse und gestufte Blendgiebel. Die Kombination von Eingang und durch Bogen geöffneten Laden-Werkstatt-Raum sowie ein in Arkaden geöffnetes Wohngeschoss darüber wird im späten 12. Jh. ausgebildet (Deutschland, Burgund). Die frühesten Fachwerkhäuser haben sich in Deutschland aus der Mitte des 13. Jhs., in England und Frankreich erst aus dem 15. Jh. erhalten. Der Fachwerkbau des 14./15. Jhs. ist in seiner Konstruktion landschaftl. verschieden, in der räuml. Organisation den Steinhäusern ähnl. Das oberdt. B. in Süd- und Mitteldeutschland ist gekennzeichnet durch eine konstruktive Teilung in mehrere Räume neben- und übereinander. Das niederdt. B. entwickelt sich aus dem nordwesteurop. Hallenhaus, eine weiträumige Halle (Diele) bietet Raum für die einzige Feuerstelle, seit dem 15. Jh. baut man an der Straße ein oder zwei Stuben ein und wegen der hohen Diele können zusätzl. Hängekammern an den Deckenbalken angebracht werden, dazu Beischlag und Auslucht. In England war das mehrstöckige Holzhaus üblich. Der Reichtum führte seit dem 15. Jh. zu mehr Wohnkomfort und zu reicherer Fassadengestaltung, die Wohnräume wurden vermehrt und beheizbar, die Betten standen in Alkoven. Vom 15. bis zum Ende des 18. Jhs. wurden die B.er oft umgebaut, aufgestockt und erneuert, jedoch behielten sie infolge der engen Bauparzellen in der Stadt ihren urspr. Reihenhauscharakter bei; nur die Fassadengestaltung änderte sich entsprechend der Entwicklung der Bauformen. Erst im 19. Jh. war im Zuge der Entfestigung der Städte eine freiere Entfaltung des Grund- und Aufrisses möglich. Es entstand die Villa, bes. in den Vorstädten, die in Raumprogramm und Gestaltung nicht mehr landschaftl. gebunden war. Ferner setzte sich im 19. /20. Jh. das städt. Miethaus durch als steinernes Traufenhaus mit gleichen Geschosshöhen und zahlr. Wohnungen auch in Hintergebäuden. [Koepf / Binding 2016] (de)

Oberbegriff

Unterbegriffe

In anderen Sprachen

  • měšťanský dům

    Tschechisch

URI

https://hist-arch-vocab.org/bvha#c_5ec7bdb5

Herunterladen des Begriffs im SKOS-Format:

RDF/XML TURTLE JSON-LD Erstellt 28.08.20, Geändert am 27.01.21