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Angaben zum Begriff

Akteur > Person > Erbe > Ganerbe

Bevorzugte Bezeichnung

Ganerbe  

Typ

  • owl:NamedIndividual

Definition

  • (ahd. gan ›gemein[sam]‹; auch ›Gemeiner‹), mittelalterlicher Rechtsbegriff für ritterliche Personen, denen eine Erbschaft zur gesamten Hand zufiel. Ganerbschaften können folglich als ritterliche Erbengemeinschaften bezeichnet werden. Darüber hinaus begegnen sie als Zusammenschluss nicht miteinander verwandter Personen, die sich z. B. aus wirtschaftlichen oder besitzrechtlichen Motiven zu einer Rechtsgemeinschaft formiert haben. Der Begriff G. erscheint um 1200 in der ritterlichen Dichtung, im Parzifal des Wolfram von Eschenbach. Erste historisch belegte Ganerbschaften datieren in das beginnende 13. Jh. (Hohkönigsburg F, Isenburg RP). Die Ganerbschaften, die im 14. und 15. Jh. eine Blütezeit erlebten, dienten der Erhaltung der Geschlossenheit des Familienbesitzes. Durch die Existenz der Gesamtbelehnung im Reich war eine entscheidende Voraussetzung zur Entstehung der Ganerbschaften gegeben. Zu den Hauptverbreitungsgebieten der Ganerbschaften zählten Hessen, Franken, Schwaben, das Rheinland, Württemberg, Baden und das Elsass. Ganerbschaften entstanden vornehmlich durch vertragliche Vereinbarungen zwischen erbberechtigten Personen (Brüder, Vettern oder sonstige enge Verwandte). Zahlreichen Ganerbschaften des niederen, ritterschaftlichen Adels (Eltz RP, Schweinsberg HE) stehen lediglich einige wenige Beispiele für ganerbschaftlichen Burgenbesitz im Hochadel gegenüber. Bei den Dynastenfamilien von Nassau und Altena-Mark blieben die namengebenden Stammburgen (Nassau RP, Altena NW) ungeachtet von Bruderteilungen im 13. Jh. in gemeinschaftlichem Besitz der jeweiligen Familienzweige. Abgesehen von der Erbschaft konnten Burgen durch Kauf, Verpfändung, Heirat oder Eroberung (Greifenstein HE, Hattstein HE, Thurandt RP) in gemeinschaftlichen Besitz gelangen. Das Miteinander der an der Burg beteiligten Personen wurde durch Burgfriedensverträge (Burgfriede) geregelt. J. F. [Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen] (de)

Oberbegriff

URI

https://hist-arch-vocab.org/bvha#c_636a888a

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RDF/XML TURTLE JSON-LD Erstellt 27.07.20, Geändert am 15.01.21