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Angaben zum Begriff

Bauwerk > Gebäude > Turm > Rondell
Gebäudeteil > Turm > Rondell

Bevorzugte Bezeichnung

Rondell  

Typ

  • owl:NamedIndividual

Definition

  • Etwa um 1500 begann man zunehmend, statt der Geschütztürme niedrigere, meist gerundete (Hohenneuffen BW, 16. Jh., Ziegenhain HE) oder zungenförmige (Mürlenbach RP, 1519 und um 1589), seltener polygonale (Neuerburg/Eifel RP, 16. Jh.) Bauten zu errichten, die der Aufstellung von Geschützen dienten. Gegenüber Geschütztürmen zeigten sie größere Mauerstärken und ein gedrungeneres Erscheinungsbild (Kassel HE, 1523; Burg Münzenberg HE). Um weniger Angriffsfläche zu bieten, ragten sie nicht oder wenig über die Mauerkrone hinaus. Sie konnten bis zu 30 m Durchmesser und bis zu 9 m Mauerstärke aufweisen und waren vereinzelt mit bis zu 20 Geschützen bestückt. Die größeren Durchmesser hatten ihren Grund in größeren Bestückungen und der besseren Handhabbarkeit der Geschütze, die – fast durchweg Vorderlader – zum Laden aus der Schießkammer zurückgezogen werden mussten. Die Geschützstände fanden sich im Turminneren und bei zunehmender Mauerstärke auch als Geschützkammern innerhalb der Mauern. Problematisch war oft die ungenügende Entlüftung, die vielfach über Rauchabzugsschächte erfolgte, deren Öffnungen teils an den Außenwänden über den Scharten zu erkennen sind. In feuchten Gebieten entstanden bald auch massive Erd-R.e (Ziegenhain HE) mit einer von einer Brustwehr geschützten Verteidigungsplattform. Die Stadtbefestigung von Büdingen HE bietet interessante Beispiele für Übergangsformen zwischen Geschützturm und R. auf. Vereinzelt wurden Burgen mit einem den gesamten Bau dominierenden R. versehen, dem neben der realen Wehrfunktion zeichenhafter Charakter zukam. Dies mag, ohne dass es bisher untersucht worden wäre, für das (»großer Turm« genannte) R. Augusta der Festung Hohentwiel BW zutreffen. Wann es entstand, ist unbekannt, doch wurde vermutet, es sei während der Regierung Herzog Ludwigs (reg. 1568–93) erbaut worden (vergleichbar den R.en der württembergischen Festung Hohenneuffen); möglicherweise bot die als riesiges R. konzipierte Zirkularfestung Munot in Schaffhausen CH (1564–89) Impulse. In diesen Kontext der »Bedeutungsträger« gehört sicher auch die Aufstockung des R.s neben dem Tor der Burg Mägdeberg BW. Zu korrigieren ist damit die alte These von der linearen Entwicklung, weg von »hoch aufragenden« Geschütztürmen über R.e bzw. »Basteien« hin zu Bastionen: Geschütztürme und selbst R.e wurden vereinzelt sogar noch erhöht, d. h. aus R.en wurden Geschütztürme (Mägdeberg BW). Die Bezeichnung R. findet sich im 16./17. Jh. auch für Rundtürme an Burgen (Rosenegg/Hegau BW: Rondel, 1617), Stadtbefestigungen (Hillesheim/Eifel RP: 1659 Erlaubnis, die »verfallenen Schantz und daran stehenden unnöthigen Rondelen« abzubrechen) und Schlössern (Hegne/Bodensee BW, Herrenhaus: Rundel, 1593). M. L. [Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen] (de)
  • Runder, dicker Turm, runde Bastion oder halbkreisförmiges Vorwerk vor einem Tor. [Koepf / Binding 2016] (de)

Oberbegriff

In anderen Sprachen

  • Englisch

  • rondelle

    Französisch

  • bastione circolare

    Italienisch

  • arandela

    Spanisch

  • rondel

    Tschechisch

URI

https://hist-arch-vocab.org/bvha#c_8ac6594e

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RDF/XML TURTLE JSON-LD Erstellt 23.06.20, Geändert am 27.01.21