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Angaben zum Begriff

Bauwerk > Gebäude > Turm
Gebäudeteil > Turm

Bevorzugte Bezeichnung

Turm  

Typ

  • owl:NamedIndividual

Definition

  • eines der frühesten, seit der Antike gebräuchlichen Befestigungselemente, also ein Bau-werk, dessen Höhe deutlich (um ein Mehrfaches) höher ist als seine Breite. Außer als imposanter, alles überragender Bergfried oder Wohnturm wurde das Bauelement T. auch besonders im Burgenbau des fortgeschrittenen Mittelalters angewandt. Dabei unter-schieden sich T.e von Ersteren durch geringere Höhe und Größe, eine geringere Mauer-stärke und eine ausschließliche Beschränkung auf wehrtechnische Funktionen. Außer den Tor-T.en unterscheidet man grundsätzlich zwei Arten von T.en: den Mauer-T., der in die Mauer bündig einbezogen war, und den Flankierungs-T., der unterschiedlich weit vor die Mauer vorsprang und so die Mauer seitwärts, also flankierend, schützen konnte. Das Flankierungsprinzip ist seit der Antike bekannt (Palaiókastro/Nísyros GR: 4. Jh. v. Chr.; römische Kastelle), findet sich aber vereinzelt auch im frühmittelalterlichen Bur-genbau wieder (Rennenburg NW, Büraburg HE). Deutlich ausgeprägte Flankierungs-T.e sind seit der 2. Hälfte des 12. Jh.s in unterschiedlicher Form bei den Kreuzritterburgen, aber auch in Mitteleuropa nachgewiesen (Gisor F). In Deutschland erscheinen Flankie-rungs-T.e vereinzelt ab dem frühen 13. Jh. (Neuleiningen RP). Besonders mit Aufkommen der Kastellburgen nimmt im 13. Jh. die Zahl der Flankierungs-T.e zu, die dann vom 14. bis 16. Jh. ihre Blütezeit im Befestigungsbau haben und zu den üblichen Bauelementen von Burgen und Stadtbefestigungen gehören. Insbesondere bei den Zwingeranlagen des Spätmittelalters kommen T.e zum Einsatz zur Ermöglichung flankierender Verteidigung durch Bogen- und/oder Armbrustschütze, später auch durch Büchsenschüt-zen ( Feuerwaffen-T.) oder Artillerie ( Geschütz-T.). Außer längeren Mauerfronten schützen sie Torbereiche, Ecken oder andere exponierte Stellen. Sie können viereckig, rund, hufeisenförmig oder dreiviertelrund sein. Besonders beliebt waren im 14./15. Jh. hinten offene Schalen-T.e (sowohl halbrund als viereckig ausge-führt). Sie sparten einerseits Baumaterial, vor allem aber konnte ein eingedrungener Feind sich darin nicht gegen die Kernburg verschanzen. Bei aufwändigeren T.en war diese Rückseite häufiger durch Holzwände oder Flechtwerk geschlossen (Ahrweiler RP, Oberwesel RP: Stadtbefestigungen, Ende 13. Jh.; Mürlenbach RP: Burg, nach 1291). Während frühe T.-Bauten noch erhebliche Höhen aufweisen konnten, sind die typischen spätmittelalterlichen Flankierungs-T.e relativ niedrig und weisen eine nur geringe Mauerstärke auf. Innen konnten sie durch Holzbalkendecken gegliedert sein, gelegentlich hatten sie einen hölzernen T.-Oberbau mit Dach. Sie wiesen die glei-chen Verteidigungseinrichtungen wie auch die Zwingermauern auf (Schießscharten und Zinnen). Flankierungs-T.e von Stadtbefestigungen (Cochem RP) und Burgen konnten als bewohnbare T.e auch als Burgmannensitze dienen (z. B. Nürburg RP; Wildenburg/Eifel NW; wohl auch Mürlenbach RP). Mauer- und Flankierungs-T.e kamen bis ins frühe 17. auch an Kirchenburgen und Stadtbefestigungen vor, um als Symbole für Herr-schaft und Wehrhaftigkeit noch im Schlossbau weiter Verwendung zu finden. R. F./M. L. [Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen] (de)
  • Ein über im Verhältnis zur Höhe kleiner Grundfläche errichtetes Bauwerk, das frei stehen, aber auch in Verbindung mit anderen Baukörpern vorkommen kann. T.e kommen in der Antike hauptsächl. als bastionsartiger Vorsprung an Stadtmauern oder neben Stadttoren vor (Wehrt.). Monumentale Ausmaße und architekton. Rang erhielt der T. in der Baukunst des MAs. Die Kirchen erhielten zunächst meist einen T. (Kampanile), später auch zwei Fassadent.e (Turmfassade), seltener Dreit.gruppen (Westwerk), oft auch Chortürme, einen Vierungsturm und seltener Querhaust.e. Die Eselstürme ersetzten im MA den Baukran. Im islam. Bereich kommt bei Moscheen das Minar (Minarett) vor. Zu den ind. Tempelt.en vgl. Tempelbau 4 und 5, zu den ostasiat. Pagode. Auch Burgen und Schlösser hatten im MA oft einen T. (Bergfried), ebenso die Stadtbefestigung und die Stadttore. Zum ma. Verteidigungssystem gehörten auch Wach- und Wartt.e (Warte) auf den Anhöhen in der Nähe der Stadt oder der Burg. Bes. in Italien waren die Wohnhäuser des Stadtadels als T. aufgebaut (Geschlechtert.). Auch Rathäuser und öffentl. Gebäude können durch T.e ausgezeichnet sein, z.B. in den belg.-niederländ. Gebieten der Belfried (Beffroy), Stadtt. In neuerer Zeit gibt es den Leuchtt., Wassert., Aussichtst. und Fernmelde- bzw. Fernseht. Der obere Abschluss eines T.s kann sehr verschieden gestaltet sein (Dachform, T.helm). Der Übergang von dem meist quadrat. Unterbau zu dem reicher differenzierten Heimaufbau kann durch verschiedene Überleitungselemente (Schmiegen, Halbpyramiden, Verdachungen, Fialengruppen) erfolgen. [Koepf / Binding 2016] (de)

Oberbegriff

In anderen Sprachen

  • Englisch

  • tour

    Französisch

  • torre

    Italienisch

  • torre

    Spanisch

  • věž

    Tschechisch

URI

https://hist-arch-vocab.org/bvha#c_a2025113

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RDF/XML TURTLE JSON-LD Erstellt 18.02.19, Geändert am 27.01.21