Angaben zum Begriff
Bevorzugte Bezeichnung
Perspektive
Typ
-
owl:NamedIndividual
Definition
- Bes. bildwirksame, zeichner. Darstellung eines aus endl. Entfernung betrachteten Objekts aufgrund der seit der Renaissance entwickelten und wissenschaftl. begründeten Beobachtung. Alle in die Tiefe laufenden, horizontalen Parallelen treffen sich in einem Fluchtpunkt in der Höhe des betrachtenden Auges (Horizont). Die Fluchtpunkte aller geneigten Parallelen liegen darunter, oder darüber. Eine P. mit hochliegendem Horizont bezeichnet man als Vogelp. (Vogelschau, eine P. mit tiefliegendem Horizont als Froschp. Ist die Blickrichtung nicht wie gewöhnl. waagerecht, sondern gegen die Horizontale geneigt, so laufen auch die Vertikalen zu einem Fluchtpunkt zusammen. Auch in solchen Fällen spricht man von Vogel- (Vogelschau) oder Froschp., wenn das betrachtende Auge hoch bzw. tief angenommen wird. Eine häufig verwandte P. ist die Frontalp., bei der nur ein Fluchtpunkt dem betrachtenden Auge gegenüber in der Bildmitte liegt. Alle diese Arten der P. sind Zentralprojektionen und werden auch Zentralp. genannt, im Unterschied zur auch Parallelp. genannten Parallelprojektion (Axonometrie, Projektion). Sie entsprechen nur annähernd der opt. Wahrnehmung, der die Binokularp. und perspektiv. Darstellungen auf gekrümmten Bildflächen näher zu kommen versuchen. In der Baukunst zeigt sich die bewusste Anwendung der P. im konvergenten und divergenten Verlauf gewöhnl. paralleler Linien. Angestrebt wird die Verstärkung der perspektiv. Wirkung durch Konvergenz und ihre Aufhebung durch Divergenz. Die Theaterp. versucht, die räuml. Wirkung eines verhältnismäßig flachen Bühnenbildes zu verstärken, wobei von möglichst allen Blickrichtungen ein ähnl. Eindruck gewahrt bleiben soll. [Koepf/Binding 2016] (de)
- Perspektive (lat. perspicere = hindurchschauen), die Darstellung des dreidimensionalen Raums (Länge - Breite - Tiefe) auf der zweidimensionalen Mal- oder Zeichenfläche (Länge - Breite). Die der Fläche fehlende Tiefe wird perspektivisch vorgetäuscht, indem gleich große Gegenstände mit zunehmender Entfernung in demselben Maße kleiner dargestellt werden, wie sie auch dem Auge im wirklichen Raum kleiner erscheinen ( = perspektivische Verkürzung). Die mathematisch konstruierbare Perspektive wird erst in der Frührenaissance erfunden. Der Barock bedient sich ihrer, um in virtuoser Weise architektonische Wandgliederungen und insbesondere scheinbar ins Unendliche hinein geöffnete Decken vorzutäuschen ( = Scheinarchitektur). Mit der wachsenden Bedeutung der Farbe seit dem Impressionismus hat die Perspektive in der Gegenwart an Bedeutung verloren. Bei der umgekehrten Perspektive, die in der frühchristlichen und mittelalterlichen Malerei häufig auftritt, verkürzen sich die Gegenstände nicht vom Betrachter in Richtung zum Hintergrund, sondern von der Sicht der Hauptfigur des Bildes her in der Richtung auf den Betrachter perspektivisch. Diese einander scheinbar widersprechenden Formen der Perspektive sind weniger mathematisch als geistesgeschichtlich zu verstehen: Frühchristentum und Mittelalter sehen in dem verehrten - und deshalb dargestellten - Gegenstand ein Gleichnis der göttlichen Ordnung, die zugleich Ausgangspunkt der (auch perspektivischen) Ordnung der Welt ist. Dadurch erscheinen auch Figuren des Vordergrundes im Falle geringerer Bedeutung kleiner als die des Mittel- oder Hintergrundes (»Bedeutungsperspektive«). Erst die Renaissance setzt den betrachtenden Menschen als Maß aller Dinge. [Koch 2009] (de)
Oberbegriff
- Eigenschaft (de)
- Form (de)
Unterbegriffe
- Fluchtpunkt (de)
- Frontalperspektive (de)
- Froschperspektive (de)
- Umgekehrte Perspektive (de)
- Zentralperspektive (de)
In anderen Sprachen
-
Englisch
-
perspective spéculative
Französisch
-
prospettiva
Italienisch
-
perspectiva
Spanisch
-
perspektiva
Tschechisch
URI
https://hist-arch-vocab.org/bvha#c_b61e4876
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