Angaben zum Begriff
Bevorzugte Bezeichnung
Wohnturm
Typ
-
owl:NamedIndividual
Definition
- Donjon (frz. v. lat. domus dominationis: Haus der Herrschaft), 1. auch Keep, ein befestigter, mächtiger, rechteckiger oder runder Wohnturm, mit Wehrnischen, Wehrgängen, Treppensystem, Kammern und auch Kapelle, der Wirtschaftsfunktionen vereint und bes. in der Frühzeit des MAs die dauernd bewohnte Residenz des Burgherrn war. Der D. entwickelte sich wohl eher aus der einfachen Turmburg als aus der Turmhügelburg normann. Prägung (Motte) in Frankreich Anfang des 11. Jhs., in England nach der Invasion Wilhelm des Eroberers 1066, auch im Normannenreich, Süditalien und in dt. Pfalzen und Burgen des 11. Jhs. unter frz. Einfluss seit dem späten 12. Jh. auch in Spanien und Ostmitteleuropa. Der Bau von D.s läuft im 14. Jh. aus. 2. Im Festungsbau wird ein Kanonenturm D. genannt, auch für das Kernwerk (Reduit) benutzt. [Koepf / Binding 2016] (de)
- Ein Turm, der ständig oder vorübergehend Wohnzwecken dient, in der ma. Stadt hauptsächl. Geschlechtertürme und Patrizierhäuser, in Burgen der Donjon (Keep, Motte). Im Gegensatz zum W., bei dem der Wehrcharakter vorherrschend ist, nennt man turmähnl. Wohngebäude der neueren Zeit Turmhaus. [Koepf / Binding 2016] (de)
- Wohnturm, dauerhaft bewohnter (Haupt-)Turm einer Burganlage, der gleichermaßen Wehr- und Wohneinrichtung in einem Gebäude vereint. Zur ersteren zählen die bis zu 3 m starken Mauern, nur kleine schlitzartige Öffnungen, Hocheingang und gegebenenfalls Zinnenkranz, zur letzteren Kamine ( Heizung) und Abortanlagen. Meist war der W. das einzige repräsentative Gebäude der Burg. Nach vielleicht schon als W. dienenden Vor-läufern in der Karolinger- (Granusturm / Pfalz Aachen NW) und Ottonenzeit setzen erste W.e um 1000 ein (Arnsburg HE), um dann im 11. Jh. und im frühen 12. Jh. (Salierzeit) die übliche Form der adeligen Burg zu werden. Meist waren sie zusätzlich durch einen eng um den Turm umlaufenden Bering gesichert. In dieser Zeit ist der Begriff W. meist syno-nym mit der Turmburg, die eben als wichtigstes Element durch einen bewohnbaren Turm gekennzeichnet ist. Allerdings hat sich kaum aufgehende Mauersubstanz aus dieser Zeit erhalten. Lediglich in Dreieichenhain HE steht noch eine Seite des viereckigen steinernen W.s mehrere Geschosse hoch aufrecht, und im Schlössel bei Klingenmünster konnte noch originale, wenige Meter hohe Mauersubstanz mit einem angebauten gemauerten Abort-schacht ausgegraben werden. Üblicherweise können aber heute nur mehr die Fundamente ergraben werden (Dorndorf HE, Eschborn HE, Niederwalluf HE), so dass genaue Kennt-nisse über das Aufgehende und somit über die Innenaufteilung und die Nutzungsweise kaum zu erlangen sind. Sicherlich hatten sie zumeist einen repräsentativen Hauptraum im Bereich vom Hocheingang, darunter wohl Küche und Vorratsräume, darüber Schlaf- und Wohnräume der Herrschaften und gegebenenfalls des Personals. Größer als die Zahl der steinernen dürfte die der hölzernen W.e gewesen sein, die aber noch schwieriger zu er-fassen sind (Sugny B, Elmendorf NI). Bei Burg Holtrop nahe Bergheim NW konnte der sukzessive Umbau eines hölzernen zu einem steinernen W. archäologisch nachgewiesen werden. Aufgrund der Tatsache, dass meist nur Fundamente erhalten sind, ist auch die Abgrenzung zu den nur ein bis zwei Geschosse hohen Festen Häusern problematisch. Ebenfalls typologisch verwandt sind die meist im heutigen Frankreich vorkommenden Donjons, bei denen es sich um großflächige, zunächst häufig rechteckige, aufwändige und äußerst repräsentative bewohnbare Türme handelt. Von diesen haben sich besonders in Frankreich noch zahlreiche relativ gut erhalten (Loches, Falaise, Beaugency, Montba-zon), so dass sie in gewissem Maße als Analogien zu hiesigen W.n dienen können. Auch in England kommen den französischen ähnliche, großräumige Keeps vor (Chepstow, Tower London). Immerhin weisen wenige Fundamente in Deutschland auch eine donjon-artige Größe auf (Bischofsburg/Xanten, NW). W.e können sowohl zu ebener Erde, auf einem künstlichen Hügel oder als Höhenburg errichtet worden sein. Zwar wurde offenbar die viereckige Form (quadratisch oder rechteckig) bevorzugt, jedoch kamen auch runde Grundrisse vor. Als sich im Laufe des 12. Jh.s in Deutschland die Aufteilung in Palas als Wohnbau und Bergfried vollzog, wurden W.e in der 2. Hälfte des 12. und besonders im 13. Jh. unüblicher, ohne allerdings völlig zu verschwinden. Dagegen erfreuten sich die Donjons in dieser Zeit in Frankreich weiterhin einer großen Beliebtheit, nun häufig auch rund ausgeführt (Gisor, Château Gaillard, Louvre, Châteaudun, wiederum Falaise). Im Spätmittelalter (14./ 15. Jh.) erfuhr in Deutschland der Bau eindrucksvoller W.e, die ganz wesentlich die Burg prägten, eine neue Blüte (Eltville HE, Boppard RP). Gelegentlich konnte eine Burg aus verschiedenen, ringförmig um einen Innenhof gruppierten W.en bestehen (Eltz RP). In der Tradition der W.e stehen einige spätmittelalterliche, in den Proportionen turmartige Wohnbauten von Burgen in Hessen (z. B. der dreigeschossige Wohnbau des Schlosses in Schotten, um 1400), und selbst das aus dem späten 16. Jh. stammende Schloss in Stammheim BW. R. F. . [Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen] (de)
- Wohnturm einer Burg (Bergfried, Belfried, Donjon); städtischer Wohnturm = Geschlechterturm, z.B. der toskanischen Adelsfamilien. [Koch 2009] (de)
Oberbegriff
- Turm (de)
Synonyme
- Donjon (de)
In anderen Sprachen
-
Englisch
-
donjon
-
donjon
Französisch
-
tour d\'habitation
-
torre d\'abitazione
Italienisch
-
torreón
Spanisch
-
torre habitación
-
obytná věž
Tschechisch
-
donjon
URI
https://hist-arch-vocab.org/bvha#c_cb723ba2
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