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Angaben zum Begriff

Bauwerk > Gebäude > Sakralbau > Tempel

Bevorzugte Bezeichnung

Tempel  

Typ

  • owl:NamedIndividual

Definition

  • 1. den Kern des gr. und des röm. Tempels bildet die Cella (Naos), deren Tür meist an der Ostseite liegt, während dieser gegenüber im Innern das Götterbild manchmal in einem bes. Raum (Adyton, Abaton) steht. Die Cella erhebt sich über einem dreistufigen Unterbau (Stereobat, Krepis oder Krepidoma), dessen oberste Stufe Stylobat (Eutyntherie) heißt. Die unterste Schicht des meist aus gleich großen (isodomen) Quadern errichteten Cellamauerwerks bildet ein Sockel mit Abdeckplatten und manchmal größeren, oft hochkant stehenden Orthostaten. Die die Cella meist umgebenden Säulen (Tempelformen) stehen am Rand des Stylobats, der oft nicht eben, sondern zur Mitte leicht überhöht ist. Diese opt. Korrektur teilt sich auch noch dem Gebälk mit und wird Kurvatur genannt. Die Säulenschäfte sind verjüngt und entweder aus einem Stück (monolith) oder aus mehreren Zylindern (Trommeln) zusammengesetzt und verdübelt (Säule). Die Kapitelle der Säulen leiten zum Gebälk (Epistyl) über, das in Architrav, Fries und Kranzgesims (Geison) gegliedert ist und bei Holzkonstruktionen auch mit Terrakotten bekleidet sein kann (Antefixa). Den Abschluss bildet die mit Wasserspeiern versehene Rinnleiste (Sima) am Dachsaum. Die Dachkonstruktion ist immer aus Holz. Die Traufziegel (Stirnziegel) sind bes. ausgebildet (Dachdeckung). Auch das Giebelfeld (Tympanon, Aetoma) wird von einem schrägen Geison und einer Sima begrenzt. Die Ecken des Giebels sind wie dessen Spitze von Akroterien bekrönt. Ist die Cella für die Überdeckung zu breit, so können im Innern Mauerzungen aufgebaut oder der Innenraum durch Säulen in Schiffe unterteilt werden. Das die Cella umgebende Pteron (Peridromos) ist meist durch eine steinerne Kassettendecke (Kassette), deren Felder ornamental verziert sein können, abgeschlossen. Bauplastik ist beim antiken Tempel auf den Metopen der Dorischen Ordnung, auf den Friesen der att. Ionischen Ordnung und in den Giebelfeldern, seltener im Innern oder an der Außenseite der Cella zu finden. Die Tempel sind meist aus Marmor errichtet, doch wurden auch gröbere Gesteine verwandt, die mit Stuck überzogen wurden. Fast der ganze Tempel, zumindest aber dessen wichtigste Teile, waren bunt bemalt (Polychromie). Der Tempel kann isoliert sein, steht aber meist in einem Tempelbezirk (Heiliger Bezirk, Altis, Temenos), dessen Umfassungsmauern von einer inneren Säulenhalle (Peribolos) begleitet sein können. Der röm. Tempel liegt oft nach etrusk. Vorbildern auf einem hohen Unterbau und wird deshalb Podiumtempel genannt. Auf das Podium führt nur eine Freitreppe an der Frontseite, mit manchmal von Skulpturen geschmückten Wangen. Der Tempelbezirk einer röm. Stadt wird manchmal in Anlehnung an den Haupttempelbezirk von Rom Kapitol genannt. Nach der Gottheit, der der Tempel geweiht ist, nennt man ihn Olympieion (Zeus), Heraion (Hera), Asklepieion (Asklepios), Nymphäum (Nymphen) und Mithräum (Mithras). 2. Die Ägypter errichteten Grabtempel (Totentempel), die im Alten Reich vor der Pyramide lagen und aus Taltempel, Aufweg und Totenopfertempel bestanden. Der ägypt. Tempel war meist ein rechteckiger, ummauerter Bezirk. Die Front bildete der Pylon mit dem Tempeltor. Es folgten ein Hof (oder mehrere Höfe), von Säulen umgeben, eine Vorhalle, ein meist quer gelagerter Säulensaal (Hypostyl) mit basilikal erhöhtem Mittelschiff (ägypt. Saal). Den Abschluss bildete die Barkenkammer (Sekos) mit dem Götterbild. Vor dem Pylon können Kolossalstatuen oder Obelisken angeordnet sein. Bei Tempeln der Spätzeit steht vor dem Eingang auch ein Geburtshaus (Mammisi). Widder- oder Sphingenalleen begleiten den Weg zum Tempeltor. Sonderformen des ägypt. Tempels sind der Terrassentempel, der Höhlen bzw. Felsentempel, der dem Apis (Serapis, Serapeum) und der der Göttin Hathor geweihte Tempel (Hathortempel). 3. In Mesopotamien sind die Tempelanlagen meist um einen oder mehrere Tempel gruppierte Kultbezirke, oft ohne axiale Beziehung zum Eingang. Eine von den Sumerern entwickelte Sonderform ist der Stufenberg (Zikkurat), auf dem ein über Freitreppen erreichbarer Hochtempel stand, den man als Wohntempel der Gottheit ansah (Turm von Babylon). 4. Bei den altamerikan. Kulturen steht der Tempel bzw. die Göttercella häufig auf einem Stufenberg (Pyramide). Die aztek.Tempel heißen Teocalli und waren von großen Höfen umgeben. Manchmal kommen auch zwei Götterzellen, zu denen zwei Freitreppen an der Front der Stufenpyramide emporführen, nebeneinander vor. Ebenso häufig standen aber die Kultplätze auf Terrassen. 5. In Indien ist der Tempelgrundriss meist dreiteilig. Auf eine oder mehrere offene Versammlungshallen (Mandapa, in Südindien Tschaultri) mit Vorhallen (Antarala) folgt die Cella (Garbha Griha), in der ein Lingam als Kultsymbol steht. über der Cella ist meist ein hoher Turm (Sikhara) aufgebaut, dessen Grundriss quadrat. (Nagara), aber auch achteckig (Dravidha) oder rund sein kann. Cella und Turm zusammen werden in Südindien Vimana genannt. Bei einem sitzenden Götterbild kommt anstelle des Sikhara auch ein flaches Kuppeloder Walmdach (Asana) vor. Sonderformen sind Tempel mit Kleeblattabschluss und drei Cellaräumen um die Mandapa und der Doppeltempel mit zwei nebeneinander liegenden Mandapas. Ein Felsentempel, der meist monolith aus dem Felsgestein gehauen und dem Götterwagen nachgebildet ist, wird ebenso wie andere Sonderformen Ratha genannt. Die Tschaityahalle ist ein Höhlenheiligtum. 6. Bei den hinterind. Anlagen können Tempel in einem großen Klosterbezirk (Vat) stehen und von einem Glockenstupa (Stupa), einem Phraprang oder einem Phra Chedi abgeschlossen sein. Auch können Göttercellen auf einem Stufenberg stehen (Prang, Prasat) und mit einem stufenpyramidenförmigen Aufbau versehen sein (Tschandi). Ein Turmaufbau mit ungerader Geschosszahl über einem Thronbau wird Pyatthat genannt. 7. Die ostasiat.Tempelanlagen sind uns hauptsächl. durch japan. Beispiele, die zahlr. Einzelgebäude in gestufter Struktur zeigen, bekannt. Die Hauptachse verläuft in nord-südl. Richtung, das Eingangstor liegt im Süden. Die Hauptgebäude (Goldene Halle, Predigthalle) sind zentral an dieser Achse aufgereiht und von Nebengebäuden symmetr. umgeben. Die Stellung der Pagoden ist verschieden. Außerdem gibt es Hallen für die vier Himmelskönige, Pavillons für Glocke und Pauke, Speicher und Wandelhallen. Die Hallen sind Holzständerbauten mit inneren und äußeren Stützen, so dass das Heiligtum umschreitbar ist. Mehrgeschossige Hallen sind selten, die oberen Geschosse sind nur dekorativ aufgesetzt. Charakterist. sind die Gruppen zahlr. Sattelhölzer, der weite Dachvorsprung und das geschwungene Irimoya-Dach. [Koepf / Binding 2016] (de)

Oberbegriff

URI

https://hist-arch-vocab.org/bvha#c_d91b6895

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RDF/XML TURTLE JSON-LD Erstellt 18.02.19, Geändert am 26.01.21