Angaben zum Begriff
Bevorzugte Bezeichnung
Dach
Typ
-
owl:NamedIndividual
Definition
- Dach, das D. schließt ein Bauwerk nach oben ab und schützt es gegen Witterungseinflüsse. Seine Ausführung ist abhängig vom Klima, von den Baustoffen, von Form und Größe des zu überdachenden Baukörpers und von den herrschenden Gestaltvorstellungen. In südl. Ländern ist das Flachd. heimisch, während im regenreichen Mittel- und Nordeuropa das Steild. vorherrscht, das einen D.raum (D.boden) umschließt. Dieser kann für Wohnzwecke ausgebaut sein (D.wohnung), wobei zu seiner Belichtung und räuml. Ausweitung D.aufbauten vonnöten sind, die als stehende D.fenster, D.erker oder als Zwerchhaus (Lukarne) ausgebildet sein können. Das D. besteht aus dem D.werk (Sparren- oder Pfettend.) und der darauf ruhenden D.deckung (D.haut). Die obere waagerechte Schnittlinie zweier ansteigender D.flächen heißt First (D.first), ihre untere waagerechte Begrenzung Traufe (D.traufe, Trauflinie, D.fuß). Bilden zwei D.flächen mit ihren Trauflinien eine ausspringende Ecke, so wird ihre Schnittlinie zum Grat; bilden ihre Trauflinien eine einspringende Ecke, so wird die Schnittlinie der beiden D.flächen zur Kehle (D.kehle). Ein Grat, der zwei verschieden hohe Firstpunkte verbindet, heißt Verfall (Verfallung), wobei der Schnittpunkt Anfallspunkt genannt wird (D.ausmittlung). Den frontalen Abschluss des D.es bildet entweder ein Giebel oder ein Walm (D.formen). Die Begrenzungslinie der D.flächen am Giebel heißt Ort,bzw. linker und rechter Ort. [Koepf / Binding 2016] (de)
- Wie bei allen Gebäuden haben D.er auch bei Burgen und Schlössern sowohl beschützende als auch gestalterische Funktionen. An Gebäuden mit Wehrcharakter mussten sie nicht nur vor Regen und Wind schützen, sondern im Angriffsfall auch vor Bränden. Deshalb kommen im Burgenbau die sonst als D.-Deckung verbreiteten Materialien Stroh, Ried und Holzschindeln kaum vor. Stattdessen sind gebrannte Tonziegel, Schiefer, Stein, Kupfer und Blei anzutreffen. Flache D.er sind mit Steinplatten gedeckt. Häufig war in ein und derselben Anlage zweierlei Material für die D.-Deckung vorhanden. Die großen D.er der Wohnbauten waren mit Tonplatten eingedeckt, für die steilen und engen D.er über Türmen und Erkern wurde Schiefer verwendet, der sich starken Krümmungen besser anpasste. An zahlreichen spätmittelalterlichen Burgendarstellungen kann man dies als Farbunterschied erkennen (A. Dürer, Aquarell mit der Darstellung der Hofburg in Innsbruck A, Ende 15 Jh.). Bis ins 14. Jh. waren D.er an Burganlagen eher schlicht. Wohn- und Wirtschaftsgebäude waren mit Pult- oder Sattel-D.ern abgeschlossen, die Türme mit Kegel oder Pyramiden-D.ern, die auch den Zinnenkranz überdecken konnten. In der Spätgotik wurden die D.er steiler und mit Aufbauten wie Zwerchgiebeln und -häusern, D.-Erkern und Ecktürmchen geschmückt. Zusammen mit den Türmen, die jetzt auch steilere D.er und häufig Scharwachttürmchen tragen, sorgen sie für stark zergliederte charakteristische Silhouetten (Eltz RP; Kriebstein S). Während im italienischen Schloss- und Palastbau der Renaissance das D. hinter einem horizontalen, gemauerten Abschluss oder der Attika verschwindet, steigt im französischen Schlossbau des 16. Jh.s die Bedeutung des D.s in der Gesamtarchitektur noch. Häufig endet jede Fensterachse am D.-Ansatz in einem Zwerchgiebel (Azay-le-Rideau F, 1518–27), oder es wird wie in Schloss Chambord F, beg. 1519, mit Hilfe von Kuppeln, Laternen, Kaminköpfen und Zwerchhäusern eine ebenso bizarre wie dekorative D.-Landschaft geschaffen. Auch im deutschen Schlossbau der Renaissance gewinnt das D. besondere Bedeutung, man begnügt sich jedoch meist damit, an der D.-Kante entlang dekorierte Zwerchgiebel zu reihen (Burg Mansfeld S). Im Schlossbau der Barockzeit werden die Aufbauten weniger, dafür werden die D.er großflächiger und den einzelnen Gebäudeteilen wie Pavillon oder Corps de logis zugewiesen (Vaux-le-Vicomte F, 1657–61). Der in der Mittelachse liegende Saal oder das Treppenhaus werden häufig durch eine erhöhte D.-Partie oder eine Kuppel mit Laterne betont. Am D.-Ansatz sind Skulpturen aufgereiht. Das in der Mitte durchlaufende Mansard-D. ist im Schlossbau des 18. Jh.s weit verbreitet. Der Klassizismus bevorzugt horizontale Abschlüsse der Fassade, die das D. weitgehend verdecken, doch der romantische Schlossbau des Historismus steigert im 19. Jh. die Formen noch einmal zu phantastischen Landschaften (Pierrefond bei Soissons F, 19. Jh.; Drachenburg bei Königswinter RP, 1882–94). B. Sch.-W. [Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen] (de)
Oberbegriff
- Gebäudeteil (de)
Unterbegriffe
- Balkendach (de)
- Bogendach nach D. Gilly (de)
- Dachstuhl (de)
- Faltdach (de)
- Flachdach (de)
- Grabendach (de)
- Hängedach (de)
- Hartdach (de)
- Kaltdach (de)
- Kegeldach (de)
- Kehlbalkendach (de)
- Kirchendach (de)
- Kragdach (de)
- Kreuzdach (de)
- Kuppeldach (de)
- Mansarddach (de)
- Paralleldach (de)
- Pfettendach (de)
- Pfettensparrendach (de)
- Priependach (de)
- Pultdach (de)
- Pyramidendach (de)
- Rhombendach (de)
- Rofendach (de)
- Satteldach (de)
- Schalendach (de)
- Scherendach (de)
- Schleppdach (de)
- Schutzdach (de)
- Schwerterdach (de)
- Seildach (de)
- Sheddach (de)
- Sparrendach (de)
- Terrassendach (de)
- Tonnendach (de)
- Turmdach (de)
- Turmhelm (de)
- Vordach (de)
- Walmdach (de)
- Warmdach (de)
- Weichdach (de)
- Welsche Haube (de)
- Zwerchdach (de)
In anderen Sprachen
-
střecha
Tschechisch
URI
https://hist-arch-vocab.org/bvha#c_f4e2bee8
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