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Angaben zum Begriff

Anlage > Gebäudekomplex > Herrensitz

Bevorzugte Bezeichnung

Herrensitz  

Typ

  • owl:NamedIndividual

Definition

  • Im Spätmittelalter repräsentative Wohnbauten von Mitgliedern der städtischen Oberschichten, deren Architektur (Türmchen, Zinnen, Erker) Bauformen der mittelalterlichen Adelsburg rezipierte. In der Schweizer Eidgenossenschaft waren es vornehmlich die aus den städtischen Führungsschichten stammenden Junker- und Kaufherrenfamilien, die als Inhaber von Gerichtsherrschaften zahlreiche H.e erbauten. Das Geschlecht der Zollikofer aus St. Gallen ließ 1587 anstelle einer älteren Burganlage das »neue Gerichtsherrenschloss« Altenklingen CH erbauen. Für die Familien Feer und Pfyffer aus Luzern entstand in Ettiswil CH unter Verwendung von Resten einer Wasserburg ab 1493 das Weiherhaus »Schloss Wyher«. Die z. T. von niedrigen, mit kleinen Ecktürmchen bewehrten Ringmauern und Gräben umgebenen Weiherhäuser standen in der Tradition der Wasserburgen. Dem Mauerring, der für adelige Lehen ganz allgemein ein bauliches Charakteristikum darstellte, kam bei diesen Anlagen kaum militärische, dafür aber rechtliche Bedeutung zu. Die Ringmauer kennzeichnete einen Immunitätsbereich, also eine Örtlichkeit mit besonderem Rechtsstatus. Im Umland von Nürnberg lassen sich bis zu 80 Herrenhäuser des städtischen Patriziats nachweisen. Die leicht befestigten burgartigen Wohnbauten vereinen wirtschaftliche, wehrtechnische und repräsentative Funktionen. Den in der Nähe der Reichsstadt Nürnberg gelegenen Herrensitzen fiel die Aufgabe zu, den Holzbestand in den Reichswäldern und die Fischteiche zu sichern (Pellerschloss in Fischbach BY, Schloss Neuenhof, BY). Darüber hinaus dienten sie zum Schutz von Hammerwerken und Saigerhütten. Die Ursprünge zahlreicher H.e gehen auf Ministerialenburgen zurück, die im Spätmittelalter von Nürnberger Bürgern und dem Stadtadel übernommen wurden. Als Offenhäuser bezog der Magistrat die Herrenhäuser in die reichsstädtische Territorialpolitik mit ein. Der militärische Wert der Anlagen war eher gering, da die schwachen Befestigungsanlagen keiner größeren Belagerung standhalten konnten. Sie dienten der Überwachung des Umlandes und als Stützpunkt für kleinere militärische Aktionen. In Venetien bildeten ummauerte H.e des Stadtadels und des vermögenden Bürgertums seit dem Spätmittelalter Mittelpunkte ausgedehnter Gutsbetriebe (Casa Querini Stampalia in Pressana, Provinz Verona, I). Seit dem 16. Jh. entfaltete sich in den repräsentativen Landhäusern (Villen) mit prächtigen Gartenanlagen (Villa Barbarigo in Valsazibo, Provinz Padua, I, Villa Barbaro in Maser, Provinz Treviso, I) insbesondere in den Sommer- und Herbstmonaten ein luxuriöses Villenleben (Villegiatura). Vgl. auch Herrenhaus. J. F. [Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen] (de)

Oberbegriff

Unterbegriffe

In anderen Sprachen

  • panské sídlo

    Tschechisch

URI

https://hist-arch-vocab.org/bvha#c_f7eb6b40

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RDF/XML TURTLE JSON-LD Erstellt 15.06.20, Geändert am 27.01.21