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Angaben zum Begriff

Bevorzugte Bezeichnung

Heizung  

Typ

  • owl:NamedIndividual

Definition

  • Wichtiger Aspekt der Lebensqualität auf Burgen. Neben den zum Kochen dienenden offenen Herdstellen waren in bewohnten Räumen offene Kamine allgemein üblich. Kamine, die vielleicht dem beheizten Raum, der so genannten Kemenate, ihren Namen gaben, sind in Plänen und archäologischen Befunden wohl seit dem 9. Jh. bekannt (Klosterplan St. Gallen; Burganlagen Broich NW, Elten NW), im sichtbaren Bestand aber erst seit etwa 1100 (Steinenschloß RP) nachzuweisen. Seit dem 12. Jh. haben sie sich auf vielen Burganlagen zumindest in Resten (Rauchabzug, Vorlagen für die Rauchhaube) erhalten. Nachteilig war hier allerdings die geringe Energieausnutzung, da der größte Teil der erwärmten Luft durch den Kamin abzog und nur die unmittelbare Umgebung erwärmt wurde. Große Räume konnten so kaum ausreichend beheizt werden. In entsprechenden Räumlichkeiten konnten Kamine äußerst aufwändig und somit repräsentativ gestaltet sein (Burg Münzenberg HE; Pfalz Gelnhausen HE mit in Flechtwerkornamentik verzierten Seitenplatten). Eine wichtige Neuerung des hohen Mittelalters war der wesentlich komfortablere Kachelofen. Beheizt wurde die aus Lehm und speziellen, dem Wärmeaustausch dienenden Kacheln aufgebaute Ofenkuppel von einem Nebenraum (Hinterlader) aus. Durch ihre rauchfreie und gleichmäßige Erwärmung des Raumes trugen sie erheblich zum Wohnkomfort bei. Allerdings sind sie überwiegend nur auf archäologischem Wege anhand der in den Abfall gelangten charakteristischen Ofenkacheln nachzuweisen. Erhaltene mittelalterliche Kachelöfen sind äußerst selten. In Ingelheim RP wurde 1997 einer der wenigen, weitgehend erhaltenen Kachelöfen des 13. oder 14. Jh.s in Deutschland entdeckt. Als früheste Ofenkacheln (»Becherkacheln«) gelten die bereits Ende des 10. Jh.s auf einer süddeutschen Burganlage (Runder Berg bei Urach BW) gebräuchlichen. Im süddeutschen und nordschweizerischen Raum häufen sich Belege für Kachelöfen im 11. Jh. (Frohburg CH), die sich dann im Laufe des 12. Jh.s in weiten Teilen Deutschlands durchsetzen. Seit der Mitte des 14. Jh.s kamen neue, dekorative Kachelformen auf. Die mittels Form in Serien hergestellten, so genannten Nischenkacheln waren kunstvoll gestaltet und außen mit einer gelben oder grünen, schmückenden Bleiglasur überzogen, so dass der Kachelofen ein Prunkstück des Raumes wurde. Anfang des 15. Jh.s kamen schließlich die ersten, aus gusseisernen Platten bestehenden Öfen auf. Sowohl Kamine als auch Kachelöfen entsorgten durch Rauchabzüge im Mauerwerk oder durch Schornsteine.Eine seltene, aber gehobene Form der Beheizung war die dem Klosterbau entlehnte Fußboden-H. (ab der 1. Hälfte des 10. Jh.s: Werla NI, Quedlinburg SA). Auch sie beheizte indirekt, d. h., von einem Heizraum aus wurde erhitzte Luft durch Heizkanäle unter dem Fußboden geleitet, von wo aus die erwärmte Luft durch verschließbare Deckelöffnungen in den Raum gelangte. Diese seltene Technik ist meist bei Burgen hochgestellter Personen nachzuweisen (Dankwarderode/Braunschweig NI; Kaiserhaus Goslar NI; Pfalz Eger CZ). Eine schnelle und flexible H.s-Möglichkeit war schließlich diejenige mittels Kohlebecken.In der Frühen Neuzeit gewannen Kamine an Bedeutung, die den praktischeren Ofen in Repräsentationsräumen zum Teil verdrängten. Sie wurden im Laufe der Zeit immer niedriger. Über ihnen befanden sich Spiegel oder Gemälde. Viele Schlösser wie Lust- und Jagdschlösser, die nur vorübergehend im Sommer aufgesucht wurden, verfügten über keine Heizmöglichkeit oder nur Kamine in den Sälen. Doch blieb der Ofen in Deutschland auch weiterhin verbreitet. Statt eines Gusseisenaufsatzes wie im 16. Jh. handelte es sich im 18. Jh. jedoch um künstlerische Porzellanöfen. Mitte des 19. Jh.s kamen erste moderne Fußbodenheizungen auf (Marienburg NI). R. F. [Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen] (de)

URI

https://hist-arch-vocab.org/bvha#c_myt7sb2b

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RDF/XML TURTLE JSON-LD Erstellt 27.07.20, Geändert am 27.07.20